Innehalten um Durchzuhalten

Es ist ein heißer Sommertag. Müde vom Shoppen und Besichtigen laufen wir durch die Straße. Da sehen wir eine Kirche. Die Tür steht einladend offen. Innen ist es schön kühl. Wir setzen uns. Wir genießen die Stille. Wir lassen die Kirche auf uns wirken. Das Kruzifix, die Kirchenfenster. Gedanken kommen. Worte aus der Bibel, eine Melodie: „Gott ist gegenwärtig“. Ja, ER ist da. Das ist gut. Gott ist gut. Zu mir, zu uns. Danke, Gott. Schön, dass wir dir gehören. Wir verlassen die Kirche und treten wieder ins Sonnenlicht. Das Innehalten hat gut getan.

Die drei Phasen des Innehaltens

Vielleicht haben Sie auch eine ähnliche Erfahrung gemacht: innerlich zur Ruhe kommen, Gottes Gegenwart erfahren. Auch wenn man nicht gerade eine offene Kirche zur Verfügung hat, kann man innehalten. Gut ist es, einen ruhigen Ort aufzusuchen.  Die Nähe Gottes zu erfahren kann mit etwas Übung aber auch gelingen, wenn man nur die Augen schließt und sich darauf konzentriert. Das Innehalten geschieht wie bei dem Besuch der Kirche in drei Phasen:

  1. Zuerst einmal innerlich in der Stille ankommen, zur Ruhe kommen. Es gilt inne zu halten, sich bewusst Zeit zu geben, sich die Gegenwart Gottes zu vergegenwärtigen.
  2. Dann lassen wir Gott zu uns reden, indem wir uns an etwas erinnern, was wir kennen: Psalm 23 oder das Vater Unser oder ein Lied. Oder indem wir Worte aus der Bibel lesen und ihnen nachsinnen.
  3. Zum Schluss können wir das, was in uns wachgerufen wurde, im Gebet vor Gott bringen und uns unter Gottes Segen stellen.

Durch kurze Zeiten des Innehaltens – vielleicht nur fünf Minuten – wird unser Denken in eine andere Wirklichkeit gezogen: Gottes heilige und heilsame Wirklichkeit. Das gibt uns eine neue Ausrichtung und Motivation und lässt uns durchhalten im Alltag.

Im Folgenden gibt es kurze Anregungen für das Innehalten zu verschiedenen Tageszeiten, das in den drei Schritten vollzogen wird:

Morgengebet vor der Arbeit

Zur Ruhe kommen und sich die Gegenwart Gottes vergegenwärtigen:
Die Nacht ist vergangen, der Tag ist herbei gekommen. Wir hören die Aufforderung: „Lasst uns wachen und nüchtern sein und abtun, was uns träge macht. Lasst uns laufen in Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“

Biblischer Motivations- und Meditationstext: Philipper 4,4-7
Freut euch im Herrn alle Zeit ! Nochmals sage ich euch: freut euch !
Lasst alle Menschen eure Güte erfahren. Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Dingen eure Bitten in Gebet und Fürbitte mit Dank vor Gott kommen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre eure Herzen und Gedanken in Christus Jesus.

Innehalten und Bedenken des kommenden Tages in der Gegenwart des Herrn:
Vor Gott bringen im Gebet: Lob, Dank, Bitten. Abschluss durch Segnung mit dem Kreuzzeichen

Mittagsgebet in der Mittagspause

Zur Ruhe kommen und sich die Gegenwart Gottes vergegenwärtigen:
Auf der Höhe des Tages halten wir inne. Wir erheben Herzen und Hände zu Gott, der unseres Lebens Mitte ist.

Biblischer Motivations- und Meditationstext: Johannesevangelium 15,5-8
Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

Innehalten und Bedenken des Bleibens in Jesus in den Ereignissen des Tages:
Bekenntnis zu Christus: Lobpreis und Glaube an ihn. Abschluss durch Segnung mit dem Kreuzzeichen.

Abendgebet nach Ende der Arbeit

Zur Ruhe kommen und sich die Gegenwart Gottes vergegenwärtigen:
Der Tag ist vergangen, es ist Abend geworden. Wir werden stille vor Gott, der unser Richter und Retter ist.
Biblischer Motivations- und Meditationstext: Römer 14,7-11
Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht geschrieben: »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.«

Innehalten und Bedenken der Ereignisse des Tages unter der Herrschaft Christi:
Vor Gott bringen im Gebet: Schuldbekenntnis und Fürbitte. Abschluss durch Segnung mit dem Kreuzzeichen.

Nachtgebet vor dem Schlafengehen

Zur Ruhe kommen und sich die Gegenwart Gottes vergegenwärtigen:
Die Nacht ist gekommen, unser Werk ist getan. Wir legen ab alles, was uns beschwert, und befehlen uns in Gottes Schutz.

Biblischer Motivations- und Meditationstext: Römer 8,14-16 und 26-28
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.

Innehalten und Bedenken der Gotteskindschaft:
Zeit der Stille vor Gott – Alles ablegen in Gottes Hände. Abschluss durch Segnung mit dem Kreuzzeichen.